Die an der östlichen Grenze errichteten Befestigungen stellen ein einzigartiges historisches Erbe von internationaler Bedeutung dar. Die Ausdehnung des Verteidigungssystems in seiner Gesamtheit ist beeindruckend: Allein in Karnien und im Gebiet um Tarvis wurden mehr als vierhundert Bauwerke errichtet, zu denen noch über neunhundert in der friulanischen Ebene hinzukommen. Diese Befestigungsanlagen wurden in unterschiedlichen Zeiträumen errichtet: zuerst während des Faschismus, in den Dreißiger- und Vierzigerjahren (der sogenannte „Alpenwall“), und danach ab den Fünfzigerjahren vom italienischen Heer sowie von der NATO.

Fünf Bauwerke wurden für touristische und didaktische Zwecke wiederhergestellt und können heute besichtigt werden: vier in Friaul-Julisch Venetien und eines in Venetien.

SICHTBARE STRUKTUREN

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Venetien

VENETO

Friaul Julisch Venetien

Der Alpenwall

In der Zwischenkriegszeit begannen fast alle europäischen Staaten, die eigenen Grenzgebiete zu befestigen. Das faschistische Italien bildete hierbei keine Ausnahme. Ab 1931 errichtete der italienische Staat entlang des Alpenkamms den Alpenwall (italienisch: Vallo Alpino del Littorio), ein beeindruckendes Verteidigungssystem, das sich von Ventimiglia bis zur Stadt Fiume/Rijeka erstreckte.

Die Befestigung der heutigen Region Friaul-Julisch Venetien begann 1935 und betraf Karnien und das Gebiet um Tarvis. Die Arbeiten daran wurden auch während des Krieges fortgesetzt und erst im Herbst 1942 endgültig eingestellt. Insgesamt wurden fast vierhundert Befestigungsanlagen errichtet, die auch „Werk“ genannt werden und in „Sperren“ zusammengefasst werden.

Der Alpenwall kam nie tatsächlich zum Einsatz und nach Kriegsende wurden die Bauwerke, aus denen er bestand, endgültig aufgegeben. In weiterer Folge entschied anfangs der Fünfziger Jahre der Generalstab der italienischen Landstreitkräfte einen Teil davon aufgrund der neuen Verteidigungsanforderungen infolge des Kalten Krieges wieder zu nutzen.

Das Verteidigungssystem des Kalten Krieges

Als Italien 1949 dem Nordatlantikpakt beitrat, wurde die italienische Ostgrenze zur Grenze zwischen der westlichen und der sozialistischen Welt. Der Generalstab der Landstreitkräfte entschied daher gemeinsam mit der NATO ein System von Befestigungsanlagen einzusetzen, um das Gebiet im Falle einer Invasion aus Jugoslawien oder Österreich zu schützen.

Die betroffenen Gebiete im Alpenraum waren die Täler der Flüsse Fella, But und Tagliamento. Hier wurden einige der Befestigungsanlagen des Alpenwalls reaktiviert sowie weitere Bauwerke an besonders strategischen Punkten errichtet. In der friulanischen Ebene musste das Verteidigungssystem hingegen neu errichtet werden. Hiervon betroffen waren der Bereich des Flusses Tagliamento (von San Michele al Tagliamento bis Bordano), die Täler des Torre, des Natisone und des Judrio sowie das Gebiet um Görz und die Karstregion. Insgesamt wurden in Friaul-Julisch Venetien mehr als tausend Befestigungsanlagen reaktiviert und gebaut, die im Gebirge zu sogenannten „Sperren“ und in der Ebene zu „Werken“ zusammengefasst wurden. Die Sperren des Alpenwalls im Gebirge bestanden aus sehr großen Bauwerken mit mehreren Stellungen für Maschinengewehre und Panzerabwehrkanonen. Die Sperren, die neu erbaut wurden, und die Werke in der Ebene hatten einen anderen Aufbau: sie bestanden aus einzelnen Stellungen, von denen einige für Maschinengewehr und andere für Panzerabwehrkanonen waren.

Die Sperren und die Werke wurden vom italienischen Heer über 30 Jahre lang betrieben und erhalten, bis sie ab 1985 bis Anfang der 90er Jahre sukzessive aufgegeben wurden.